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Vajrayana : Zurück zur Magie

Vajra  heißt wörtlich Diamant. Der Diamant ist ein Symbol für das Unzerstörbare, Unvergängliche, für makellose Reinheit und Durchsichtigkeit.

Im Vajrayana-Buddhismus hat er nicht nur magische, sondern noch eine tiefere spirituelle Bedeutung, nämlich er symbolisiert  die in der Erleuchtung erfahrene Einheit allen Seins - oder wie es im Zen genannt wird - der “Leere” (Shunyata). Somit könnte dieses Symbol auch für die Philosophie Arthur Schopenhauers gelten. Denn auch dort geht es letztlich um die Überwindung des principium individuationis - ein in uns von Geburt an wirksames Prinzip, wonach wir alles in unserer Welt nur als Vielheit, nicht aber als Einheit erkennen. Erst durch mystisches Schauen  wird diese Barriere durchbrochen. 

Es dürfte verständlich sein, dass eine solche Lehre in ihrem Kern esoterisch ist und damit keine Volks-Religion sein kann. Dennoch konnte der Vajrayana-Buddhismus sich etwa seit der Mitte des 1. Jahrtausends in Indien entfalten. Der Grund hierfür war, dass er magische Praktiken aus dem Yoga und aus alten indischen, zum Teil vorbuddhistischen Naturreligionen übernahm.

Diese Entwicklung verstärkte sich noch, als der Buddhismus in Tibet von der weitgehend schamanistisch orientierten Bön-Religion nachhaltig beeinflusst wurde. So bildete sich in Tibet eine Religion heraus, bei der die Rückkehr zu vorbuddhistischen magischen Ritualen derart deutlich wurde, dass von ernsthaften Religionswissenschaftlern bezweifelt wird, ob es sich dabei noch um Buddhismus handelt.

Am Beispiel des Vajrayana bestätigt sich erneut, was sich in der Religionsgeschichte weltweit immer wieder zeigte: Esoterische, mystisch-philosophisch begründete Lehren können sich erst dann verbreiten, wenn sie mit magischen Ritualen verbunden werden. Magie und Ekstase sind seit grauer Vorzeit gemeinschaftliche Formen von Religiösität. Mystik und Meditation hingegen sind auf nur Wenige beschränkt, die zumeist abseits der Gesellschaft stehen. Das Abgleiten des Taoismus von der Mystik des Laotse zu einer von Opferkult und anderen Ritualen beherrschten volkstümlichen Magie ist ein Beispiel für eine solche Entwicklung.

Die Lehre des Buddha fand in Deutschland vor allem durch die Philosophie Schopenhauers Eingang. Heute hingegen steht mehr der tibetische “Buddhismus” im Vordergrund. Der Grund hierfür ist nicht allein die Persönlichkeit des Dalai-Lama, sondern auch die Art, in welcher sich dieser “Buddhismus” präsentiert. Es geht hier weniger um Philosophie als vielmehr um Religion, um Metaphysik fürs Volk (Schopenhauer). Dennoch kann die Begegnung mit der tibetischen Religion sehr wertvoll sein, weil sie neben ihren Ritualen und anderen magischen Praktiken auch Möglichkeiten bietet, spirituellen Zugang zum Buddhismus und zur Philosophie Schopenhauers zu finden.

 Übrigens, die von Schopenhauer verehrte Buddha-Statue war eine tibetische. Hierzu schrieb er in einem Brief:

“Der Buddha ist von seinem schwarzen Ueberzuge befreit worden, ist von guter Bronce, glänzt wie Gold, steht auf einer schönen Konsole in der Ecke: so daß Jeder beim Eintritt schon sieht, wer in diesen ´heiligen Hallen` herrscht. Ist ein sehr seltenes Stück, wahrscheinlich aus Tibet.” *


* Schopenhauers Brief vom 13. Mai 1856 an seinen Freund Julius Frauenstädt, in: Arthur Schopenhauer , Gesammelte Briefe, hrsg. von Arthur Hübscher, 2. Auflage, Bonn 1987, S. 391.

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