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Wesak (Vesakh) - Feier

 im Buddhistischen Haus ,

Berlin-Frohnau 2525 / 1981

Buddhistisches Haus :  Einladung zur Wesak - Feier
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Buddhistisches Haus : Programm zur Wesak - Feier

Redaktion

Grußworte

zur Wesak - Feier 2525 / 1981

 im Buddhistischen Haus

von Herbert Becker ,
Vorstandsmitglied der Buddhistischen Gesellschaft Berlin

Herbert Becker , Wesak 1981,  Das Buddhistische Haus

Der folgende Text aus dem Manuskript der Ansprache wird hier zitiert, weil er wesentliche Aussagen zur Lehre des Buddha enthält und daher über den Wesak-Tag hinaus wohl von einigem Interesse sein dürfte:

 

Hochwürdige Bhikkhus, liebe Freunde!

Es ist für mich eine große Freude, Sie zur diesjährigen Wesak-Feier hier herzlich begrüßen zu dürfen.

Wie in diesem Hause so gedenken mit dem Wesak-Fest Buddhisten in aller Welt am ersten Vollmondtag im Mai eines jeden Jahres der Geburt und der Erleuchtung des Buddha sowie seines vollkommenen Nirvanas, das in der Pali-Sprache Parinibbana heißt.

Dieser Gedenktag erinnert an Ereignisse, die vor mehr als 2500 Jahren in Indien, also zeitlich und räumlich weit von uns entfernt, stattfanden. Deshalb mag sich vielleicht mancher die Frage stellen: Was hat eigentlich ein solcher Tag mit unserem Leben hier und heute zu tun?

Die Antwort zu dieser Frage finden wir im Leben des Buddha. Das Leben des Buddha ist der Weg eines Menschen, der die Wahrheit suchte und sie schließlich fand. Obwohl er als Prinz inmitten von Reichtum sorgsam behütet aufwuchs, musste er dann doch feststellen, dass Alter, Krankheit und Tod früher oder später die wirklichen Begleiter unseres Lebens sind. An dieser Tatsache hat sich trotz aller medizinischen Fortschritte im Grunde bis heute nichts geändert. Natürlich gibt es im Leben auch Freude und Glück, aber sie sind - wie alles andere auch - nicht von Dauer, sondern vergänglich und deshalb letztlich mit Leid verbunden.

  Wenn wir uns dieser Erfahrung voll bewusst werden, dann verstehen wir, warum die Erkenntnis Leben ist Leiden der Ausgangspunkt für die Vier Edlen Wahrheiten ist, die den Kern der buddhistischen Lehre bilden. Zugleich liegt hierin aber auch die Ursache für ein Miss- verständnis, das in westlichen Ländern über den Buddhismus immer noch weit verbreitet ist. So hört man nicht selten die Meinung, daß der Buddhismus tief pessimistisch sei und deshalb die Menschen in ihrer Not und Verzweiflung nicht aufrichten, sondern eher niederdrücken würde. Kaum ein Urteil über den Buddhismus kann so falsch sein wie dieses.

Wer sich wirklich bemüht, die Buddha-Lehre zu verstehen und ihr gemäß zu leben, wird bald spüren, welch ein Optimismus sie ausstrahlt und wie viel innere Kraft sie gerade in schwierigen Lebenslagen zu geben vermag. Denn der Buddha hatte durch seine Erleuchtung auch den Weg gefunden, der zum endgültigen und vollständigen Erlöschen des Leides führt, den Edlen Achtfachen Pfad. Diesen Weg hatte der Buddha nicht nur verkündet, sondern auch vorgelebt und damit gezeigt, daß die Erlösung vom Leid erreichbar ist. Die Erlösung der Menschen, ja aller Wesen standen für den Buddha im Mittelpunkt, nicht aber die Erörterung metaphysischer oder theoretisch-philosophischer Probleme.

Wie das Meer, sprach der Buddha, nur von einem Geschmack durchdrungen ist, dem des Salzes, so hat auch diese Lehre nur einen Geschmack, den der Erlösung. (Ang.-Nik. 8,19,16)

Nach seiner Erleuchtung konnte der Buddha von sich sagen:

Und ich, der ich, selber Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Schmerz und Schmutz unterworfen, die davon freie, unvergleichliche Sicherheit, das Nirvana suchte, fand die geburtlose, alterslose, todlose, schmerzlose, schmutzlose, unvergleichliche Sicherheit, das Nirvana. Die klare Gewissheit ging mir nun auf: “Für ewig bin ich erlöst.” (Majjh.-Nik. 26)

Von der Bedeutung des Wortes Nirvana können wir uns genauso wenig eine Vorstellung machen wie ein Blindgeborener von der Farbe. Denn wir müssen erst unsere geistige Blindheit überwinden, um selbst diesen Zustand unvergleichbaren höchsten Heils zu erleben. Der Klassiker der deutschen Pali-Übersetzung, Karl Eugen Neumann, nannte es das heilige Ziel.

Seit den grundlegenden Arbeiten von Rudolf Otto und Friedrich Heiler wird in der deutschen Religionswissenschaft fast übereinstimmend anerkannt, daß das buddhistische Ziel, das Nirvana, eine zutiefst religiöse Grunderfahrung ist, nämlich die Begegnung mit dem Heiligen. Nach Gustav Mensching ist Religion die erlebnishafte Begegnung mit dem Heiligen und antwortendes Handeln des vom Heiligen bestimmten Menschen.Wenn wir uns dieser Meinung anschließen, dann ist das Nirvana der zentrale Wert, der den Buddhismus ohne Zweifel als echte Religion und nicht bloß als Weltanschauung oder Philosophie kennzeichnet.

Für Buddha und viele andere, die seinen Weg gegangen sind, wurde das Nirvana eine unumstößliche, von ihnen selbst erfahrene Tatsache. Wir dürfen deshalb auf die Feststellung des Buddha vertrauen:

Es gibt ein Nichtgeborenes, ein Nichtgewordenes, ein Nichtgemachtes, ein Nichtbedingtes, das einen Ausweg bietet für das Geborene, das Gewordene, das Gemachte, das Bedingte. (Udana 8,5)

Wer diese Worte des Buddha auf sich wirken lässt, der vermag in ihnen auch in schweren Zeiten viel Hoffnung und Ermutigung zu finden.

Hierüber mehr zu sagen, wäre wohl nicht angebracht. Denn wir nähern uns dem Unsagbaren, dem innersten Bereich des Religiösen und dort gilt, was der Buddha einmal nannte, das edle Schweigen.

Die Wesak-Feier erinnert an das Leben eines Menschen von seiner Geburt bis zur höchsten Vollkommenheit, der Buddhaschaft. Es ist damit ein Symbol für die Möglichkeit des Menschen, durch sein geistig-sittliches Bemühen die vollständige und endgültige Befreiung, die Erlösung zu erreichen. Hierin liegt für mich die buddhistische Antwort auf die alles entscheidende Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Der Wesak-Tag ist deshalb nicht nur eine historische Erinnerung, sondern vor allem ein Tag der Zuversicht.

Hochverehrte Bhikkhus, liebe Freunde, gestatten Sie mir bitte abschließend noch ein persönliches Wort: Meine Frau und ich empfinden es immer wieder als ein besonderes Glück, dass wir in dieser unruhigen Stadt im Buddhistischen Haus einen Ort gefunden haben, der uns innere Ruhe und stets neue Kraft für den Alltag gibt. Es sind nicht allein die schönen Räume und die sie umgebende herrliche Natur, die diesen Platz zu einem Ort der Besinnung, zu einer geheiligten Stätte des Friedens machen. Wir verdanken es vor allem dem Ehrw. Sri Gnanawimala Maha Thero und den anderen Menschen, die hier durch ihr so segensreiches Wirken die Worte des Erleuchteten mit Leben erfüllen. Ihnen allen möchten wir gerade an diesem Tage dafür von ganzem Herzen danken und weiterhin viel Erfolg wünschen.

Möge die heutige Wesak-Feier an diesem geweihten Ort für jeden von uns zu einem Fest des Friedens und der Freude werden.

MÖGEN ALLE WESEN GLÜCKLICH SEIN !



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