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Arthur Schopenhauer

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Schopenhauer 
Der Buddha von Frankfurt ?

Die Bedeutung des Buddha liegt nicht allein in seiner Lehre, durch die er eine Weltreligion begründete, sondern auch in seiner Person. Der Buddha lebte das vor, was er lehrte. Millionen von Buddhisten sehen seitdem in ihm ein Vorbild und verehren ihn als Heiligen, als Erhabenen, Vollkommen Erwachten. Schon deshalb ist Schopenhauer mit dem Buddha nicht zu vergleichen. 

Oft wird gegen Schopenhauer der Vorwurf erhoben, sein Leben hätte im Widerspruch zu seiner Philosophie gestanden, das heißt, er hätte Wasser gepredigt, aber Wein getrunken. Dieser Vorwurf  ist entweder böswillig (weil die Kritiker Schopenhauers dessen Philosophie anders nicht angreifen können) oder er beruht auf einer völligen Verkennung seiner Philosophie.

Die Philosophie Schopenhauers stimmt sehr weitgehend mit der Lehre des Buddha überein. Dennoch gibt es unter anderem einen wichtigen Unterschied: Schopenhauer hatte Ethik nicht gepredigt, sondern sie, und zwar sehr überzeugend, philosophisch begründet. So stellte er seiner “Preisschrift über die Grundlage der Moral”  das Motto voran: “Moral predigen ist leicht, Moral begründen ist schwer.”   Schopenhauer erklärte, worauf  Ethik beruht und sah in einem durch allumfassendes Mitleid begründeten ethischen Verhalten einen wichtigen Schritt auf dem Wege zum Heil oder, wie er es nannte, zur Verneinung des Willens.

Die Verneinung des Willens zeigt sich besonders in der Askese. Für Schopenhauer war deshalb der Asket, der Heilige, ein Vorbild. Er wußte aber, daß er selbst von diesem Ideal noch weit entfernt war. Insofern war er ehrlich zu sich selbst und versuchte auch nie, sich anderen gegenüber einen Heiligenschein zuzulegen.

Wer kein Asket, kein Heiliger ist, muß deshalb auch nicht das Gegenteil sein. Das gilt auch für Schopenhauer: Schopenhauer war kein armer Mann. Von seinem Vater hatte er ein kleines Vermögen geerbt. Dennoch lebte er - entgegen mancher Behauptungen - einfach und bescheiden. Die von der Schopenhauer- Gesellschaft gesammelten Bilder und anderen Zeugnisse aus dem Leben des Philosophen beweisen das eindeutig. Zeitgenossen, die Schopenhauer besucht hatten, berichteten von einer “kahlen und armseligen Behausung, gleich der Wohnung eines armseligen Studenten”. Als Junggeselle nahm er seine Mahlzeiten in einer Gaststätte ein, und zwar mit einem billigen Abonnement. Der Hinweis mancher Kritiker, Schopenhauer hätte hierbei einen guten Apppetit gehabt, ist derart primitiv, daß darauf nicht näher eingegangen werden muß.

Es gibt zahlreiche Beweise dafür, wie sehr Schopenhauer den Buddha verehrte und seine Philosophie in wunderbarer Übereinstimmung mit dessen Lehre sah. Ihn aber mit Buddha zu vergleichen, ist nicht nur falsch, sondern ungerecht gegenüber dem Philosophen. Schopenhauers  Philosophie ist Weisheit, wie man sie in dieser Tiefe kaum bei einem anderen abenländischen Philosophen finden kann. Schopenhauer war zweifellos ein Mystiker, wahrscheinlich sogar ein Erleuchteter - ein Buddha war er nicht, wohl aber der Weise von Frankfurt.

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