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Schopenhauer und die Upanischaden

In seinem handschriftlichen Nachlaß (hg. v. A. Hübscher, Band 1, S. 422) findet sich eine erstaunliche Bemerkung Schopenhauers: “Ich gestehe ..., daß ich nicht glaube, daß meine Lehre je hätte entstehn können, ehe die Upanischaden, Plato und Kant ihre Strahlen zugleich in eines Menschen Geist werfen konnten.” Erstaunlich an diesem Bekenntnis ist die Reihenfolge. Schopenhauer hat zwar von Platon und Kant, die er hoch verehrte, vieles übernommen, aber dennoch nennt er die Upanischaden an erster Stelle. Warum?

Schopenhauer lernte die Upanischaden nicht im Urtext, im Sanskrit, kennen, sondern nur als “Oupnekhat”, einer lateinischen Übersetzung aus dem Persischen. Diese heilige Schrift aus den altindischen Veden wurde zu Schopenhauers Andachtsbuch. Wie Wilhelm Gwinner, der Schopenhauer noch persönlich kannte, in seiner Schopenhauer-Biographie (1. Aufl., S. 215) mitteilte, hätte Schopenhauer , bevor er zu Bett ging, nicht selten noch seine “Bibel” aufgeschlagen, “um darin seine Andacht zu verrichten”.

Die Bedeutung, welche die Upanischaden nicht nur für seine Philosophie, sondern für sein Leben hatten, wird deutlich in den Worten Schopenhauers, die fast schon ein religiöses Glaubensbekenntnis sind:  “Denn wie athmet doch der Oupnekhat durchweg den heiligen Geist der Veden! Wie wird doch Der, dem, durch fleißigesLesen, das Persisch-Latein dieses unvergleichlichen Buches  geläufig geworden, von jenem Geist im Innersten ergriffen! Wie ist doch jede Zeile so voll fester, bestimmter und durchgängig zusammenstimmender Bedeutung! Und aus jeder Seite treten uns tiefe, ursprüngliche Gedanken entgegen, während ein heiliger Ernst über dem Ganzen schwebt.... Es ist die belohnendste und erhebendste Lektüre, die (den Urtext ausgenommen) auf der Welt möglich ist: sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens seyn.”  

Diese Worte Schopenhauers (aus: “Parerga und Paralipomena”, II, § 185) werden von vielen deutschen Übersetzern der Upanischaden zitiert und in ihrem  Vor- oder Nachwort kommentiert. Zumeist können diese Übersetzer die Freude, die Begeisterung Schopenhauers nicht nachvollziehen. Sie finden Schopenhauers Worte “überschwenglich” und verstehen offenbar nicht, warum Schopenhauer in den Upanischaden den Trost seines Lebens und Sterbens gefunden hatte.  Jedoch ein solches Verständnis ist  nicht zu erwarten, wenn der betreffende Übersetzer  - wie aus biographischen Lexika zu ersehen ist  - sich zu einer der beiden großen christlichen Kirchen bekennt und demnach, vorausgesetzt sein Bekenntnis ist ehrlich, seinen Trost in der Bibel findet.

Die von Schopenhauer so hochgeschätzten Upanischaden gehören zum Vedanta, eines der bedeutendsten religiös-ethischen Richtungen im Hinduismus. Dennoch hat sich Schopenhauer nie als Anhänger des Vedanta bezeichnet, sondern sich und seine Anhänger  “Buddhaisten” genannt. Das ist kein Zufall oder leichtfertiger Umgang mit Bezeichnungen. Die Gründe hierfür ergeben sich aus den Unterschieden zwischen Vedanta und Buddhismus, die Arthur Schopenhauer trotz aller ihm vorliegenden mangelhaften Übersetzungen mit einem geradezu unglaublichen (spirituellen) Verständnis erkannt hatte.  


> Ausführlicher (mit  Zitatquellen) zu

> Schopenhauer und Upanischaden

> Upanischaden / Vedanta , Buddhismus und Schopenhauer

> Zwischen Mystik und Magie - die Upanischaden

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